Friedrich Merz: „Bei der SPD war die Hoffnung, dass ich was werde, noch größer als bei der CDU“
Friedrich Merz erklärte am Abend des 9. April bei „ZEIT für Unternehmer: Das Gespräch“ die Zustimmung, die er nicht nur von Wirtschaftsvertretern und Parteikollegen erhalte: „Bei der SPD war übrigens die Hoffnung, dass ich was werde, noch größer als bei der CDU.“ Die Union sei „ziemlich weit nach links gerückt“ und habe „der SPD die Luft zum Atmen genommen, um den Preis, dass rechts von der Union eine Partei mit 12,6% in den Bundestag gelangt ist“. Die Union habe „das Spektrum verengt und verschoben“: „Ich bin nicht der Meinung, dass wir jetzt einen Rechtsruck machen sollen. Aber ich möchte, dass diejenigen, die sich wertkonservativ nennen (…), in der CDU eine politische Heimat haben und nicht irgendwo anders hin abdriften.“
Der Vorsitzende der Atlantik-Brücke e.V. ist der Meinung, dass Haltung ein Schlüssel zum Erfolg ist. In der Politik gebe es einen Bedarf „an Repräsentanten, die den Mut haben, eine Auseinandersetzung zu führen“. Die Menschen wollten Unterschiede zwischen den politischen Parteien sehen und er sei jemand, „der nicht morgens mit einem Kompromiss aufsteht und den ganzen Tag damit durch die Gegend läuft. Ich mache den erst abends und diskutiere in der Zwischenzeit, was vielleicht die bessere Lösung sein könnte“. Merz weiter: „Man ist das auch ein Stück weit leid, die ewige Große Koalition, und alles friedlich und freundlich miteinander.“
Auch bei Unternehmern sehe er eine zunehmende Verunsicherung, sagte Merz im Gespräch mit Uwe Jean Heuser, Leiter des Wirtschaftsressorts der ZEIT und Herausgeber von ZEIT für Unternehmer. Wirtschaft und Politik entfernten sich voneinander und es fehle ein „gegenseitiger Erfahrungshorizont“. Viele Unternehmer akzeptierten die Entscheidungsprozeduren einer Demokratie nicht mehr: „Sie empfinden es als attraktiv, in autoritären politischen Systemen zu sehen, dass zackig entschieden wird. Das ist ihre Denke aus dem eigenen Unternehmen.“ Umgekehrt habe die Politik immer weniger Verständnis für die Wirtschaft: „Ich würde etwas zugespitzt sagen: Viele Politiker kennen Unternehmen heute nur noch von Betriebsbesichtigungen und Jubiläumsfeiern.“