Regisseur Leander Haußmann: Wäre ich noch mal jung, würde ich Spieleentwickler werden
„Wäre ich noch mal am Anfang, also wäre ich noch mal jung, ich würde Spieleentwickler werden“, das schreibt Theater- und Filmregisseur Leander Haußmann in einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe von ZEIT WISSEN. Für den 59-Jährigen sind die Entwickler von Videospielen „Genies“ und „ die großen Erzähler unserer Zeit“. Alle Spiele, die er bisher gespielt habe, hätten hochkomplexe Inhalte und stellten philosophische Weltfragen. „Schiller würde vor Vergnügen in die Lüfte springen. Seine Räuber sehen blass aus gegen die Outlaws der der Dutch-van-der-Linde-Bande aus Blackwater in dem Spiel Red Dead Redemtion 2“, so Haußmann.
In seiner Zeit als Intendant am Schauspielhaus Bochum nutzte Haußmann Videospiele als Rückzugsort. Nach der Uraufführung des Theaterstücks The Crime of the Twenty-first Century von Edward Bond zog er sich in sein Büro und „legte ein paar Nazis um“.
Die Einstellung vieler Eltern und Politiker zu Videospielen kann Haußmann nicht nachvollziehen: „In diesem Land gibt es Themen, bei denen so viel sträfliche Ahnungslosigkeit herrscht, dass man auf keinerlei Diskussion Lust hat. Mit der Drogenbeauftragten ebenso wenig wie mit Lehrern oder beflissenen Eltern“. Haußmann weiter: „Ich erinnere mich noch gut an die dumme Rede vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem Deutschen Filmpreis. Sie war eine Mahnung an uns Filmemacher und an die Spieleentwickler. Wir sollten darauf achten, sagte er, wie wir Gewalt darstellen, wir sollten uns ethischen und moralischen Fragen stellen und uns klarmachen, inwiefern wir Verantwortung tragen. Das war nach dem Amoklauf von Erfurt. Keine Rede davon, dass gerade in dieser Gegend Kultureinrichtungen, Jugendclubs und Bibliotheken geschlossen wurden. Aber: die Ballerspiele sind schuld.“
Die aktuelle Ausgabe von ZEIT WISSEN erscheint am 16. April mit dem Titelthema „Lass dich nicht täuschen!“. Gerne senden wir Ihnen für Zitierungen den kompletten Beitrag zu.