Streitgespräch in ZEIT GESCHICHTE: Mitgründer des Humboldt Forums reagiert auf Debatte um koloniales Raubgut
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Mitgründer des Humboldt Forums, kündigt im Gespräch mit ZEIT GESCHICHTE an, dass das Museum im Berliner Schloss auf die Debatte um die Restitution von kolonialem Raubgut reagieren wird. Eine „Dialoggruppe“ arbeite zurzeit an Vorschlägen für die richtigen Schritte im Umgang mit den besonders umstrittenen „Benin-Bronzen“. „Ich bin mir sicher, dass es am Ende auch zu Rückgaben kommen wird“, sagt Parzinger in der aktuellen Ausgabe von ZEIT GESCHICHTE.
Im Gespräch mit Jürgen Zimmerer, Kolonialhistoriker und Kritiker des Humboldt Forums, stellt Parzinger in Aussicht, dass für Objekte, die während des Maji-Maji-Krieges aus der Kolonie Deutsch-Ostafrika nach Deutschland gelangten, auch „eine Kombination aus Rückgabe und nachfolgender Leihe“ möglich wäre – und zwar noch vor der Eröffnung des Humboldt Forums im September 2020. „Ich wäre offen dafür, die Eigentumsrechte schon früher zu übertragen und die Objekte als Leihgaben zu zeigen“, sagt Parzinger.
Außerdem diskutiert Parzinger mit Zimmerer über Alexander von Humboldt, Namenspatron des neuen Museums, dessen 250. Geburtstag im Spätsommer in Berlin gefeiert wird. Auch seine Reisen haben „in einem kolonialen Kontext“ gestanden, so Zimmerer. „Wir müssen verstehen, wie koloniales Denken funktioniert, welchem Menschenbild ‚Sammler‘ folgten und welche Rolle dabei die Ethnologie, die Kunst oder die Museen gespielt haben.“ Humboldt habe „den Kolonialismus durch sein Wissen befördert“. Parzinger hält dagegen: „Humboldt steht für Kosmopolitismus, für eine gewisse Toleranz und Offenheit, für Respekt vor anderen Kulturen.“
Die neue Ausgabe von ZEIT GESCHICHTE trägt den Titel „Die Deutschen und ihre Kolonien“ und ist am Kiosk erhältlich. Das komplette ZEIT-GESCHICHTE-Gespräch senden wir Ihnen für Zitierungen gerne zu.