Hans Ulrich Obrist in zehnjähriger WELTKUNST-Kolumne sieht „wichtige Aufgabe der Kunst, gerade in Zeiten des sich ausbreitenden Nationalismus, grenzüberschreitende Dialoge zu ermöglichen“
Seit zehn Jahren wird Hans Ulrich Obrist, der womöglich wichtigste Kurator der Welt, von Christoph Amend in seiner Kolumne für die WELTKUNST befragt. In der aktuellen Ausgabe blicken sie auf die politische Rolle der Kunst: „Es bleibt aus meiner Sicht eine wichtige Aufgabe der Kunst, gerade in Zeiten des sich ausbreitenden Nationalismus, grenzüberschreitende Dialoge zu ermöglichen. Es dürfen nicht nur die Kryptowährungen sein, die Grenzen überschreiten, auch Kunst muss transnational bleiben.“
Laut Obrist müsse es Kunst auch schaffen, nahbarer zu werden: „Wir wollen nicht mehr warten, bis die Menschen zu uns ins Museum kommen. Zumal viele Menschen nie ein Museum besuchen würden, einfach weil sie denken, dass das nicht für sie gemacht wurde. Oder weil es schlichtweg kompliziert für sie ist, ins Stadtzentrum zu fahren, wo die Museen nun mal meistens sind. Wir sind beispielsweise nach Barking und Dagenham gegangen, einem Teil von London mit extrem hoher Arbeitslosigkeit, und bringen gemeinsam mit dem Londoner Bürgermeister die Kunst dorthin.“
Hans Ulrich Obrist ist Kurator für zeitgenössische Kunst und hat die künstlerische Leitung der Serpentine Gallery in London inne. Zuvor war er Kurator des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. In der WELTKUNST-Gesprächsreihe „Was haben Sie gesehen, Herr Obrist?“ befragt ihn Christoph Amend seit Ausgabe 5/2012 jeden Monat nach seinen Entdeckungen in der Kunstwelt.
Die aktuelle Ausgabe des Magazins WELTKUNST (Ausgabe 197/22 mit dem Titel „Kunst und Natur“ erscheint am 29. März im Handel.