Barbara Siebeck: „Irgendwann hat’s mir gelangt, und ich habe mich selbst ans Steuer gesetzt. Wenigstens im Auto.“
Barbara Siebeck, 82, frühere Galeristin und die Frau des legendären Gastrokritikers Wolfram Siebeck, hat für Besuche in vornehmen Restaurants eine einfache Devise: „Mach keinen Blödsinn, habe ich mir immer gesagt, und iss alles, was auf den Teller kommt.“ Dies tat sie auch in Frankreich, als sie in Paris zum ersten Mal eine Auster verköstigte: „Ich wurde fast ohnmächtig, jemand musste mich auffangen. Alle haben mich getröstet, das passiere einem immer bei der ersten Auster, das sei normal. Das hat mich beruhigt, und es ging mir gleich besser.“
Es war in einer Galerie, als es zwischen Barbara und Wolfram Siebeck zum ersten Mal funkte. Daraus entwickelte sich eine Liebe, die sein restliches Leben lang halten sollte, fast 50 Jahre, in denen beide „insgesamt nicht länger als einen Monat voneinander getrennt“ waren. Im öffentlichen Raum trat Wolfram Siebeck zugleich schüchtern und gleichermaßen sehr selbstbewusst auf. Als Macho bezeichnet Barbara Siebeck ihren Mann allerdings nicht, sie nennt ihn eher „ein Kind seiner Zeit.“ Doch „von sich überzeugt war er natürlich“, und so schließt sie patriarchal anmutende Züge an ihm nicht aus. Beispielsweise war Siebeck strikt dagegen, dass sie Auto fuhr, und entschied nach ihrer ersten Fahrt: „‚Das lässt du mal besser bleiben, ich fahre dich schon überall hin.‘ Er wollte mich kontrollieren.“ Zumindest in kleinen Momenten hat sich Barbara Siebeck jedoch ihre Souveränität erkämpft: „Irgendwann hat’s mir gelangt, und ich habe mich selbst ans Steuer gesetzt. Wenigstens im Auto.“
Das Interview im ZEITmagazin WOCHENMARKT ist der zweite Teil der Gesprächsreihe zwischen Barbara Siebeck und Christoph Amend, Editorial Director des ZEITmagazins. Der vollständige Text kann gerne angefragt werden. Die aktuelle Ausgabe des Magazins ZEIT WOCHENMARKT (Ausgabe 1/2022) mit dem Titel „Lust auf frische Küche“ ist ab 5. April im Handel und auch hier erhältlich.