Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

23. Mai 2023

Insbesondere bei jungen Frauen sinkt die Bedeutung eigener Kinder

Die Norm, dass eigene Kinder wichtig sein sollten, hat über die vergangenen acht Jahre deutlich an Kraft verloren. Das zeigen die Ergebnisse der 4. Auflage der Vermächtnisstudie unter der wissenschaftlichen Leitung von Professorin Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) unter Mitarbeit von Professorin Lena Hipp und Jan Wetzel.

Während dieser Befund unabhängig von Bildungsstand, Erwerbstätigkeit oder Einkommen der Befragten gilt, zeigen sich auch Unterschiede. So bleibt für Eltern und Verheiratete die Bedeutung von Kindern unverändert hoch. Für Kinderlose ist es 2023 dagegen deutlich weniger wichtig, eigene Kinder zu haben, als noch vor acht Jahren. Der Aussage, dass Kinder für zukünftige Generationen wichtig sein sollten, stimmen sie 2023 ebenfalls deutlich weniger zu als 2015.

Die Analysen ergaben auch ein besonders überraschendes Ergebnis: Frauen raten deutlich seltener als Männer anderen Menschen oder künftigen Generationen dazu, Kindern eine besondere Wichtigkeit zu geben. Ein weiterer neuer Befund betrifft das Alter der Befragten. Anders als in früheren Wellen der Vermächtnisstudie belegen die Daten: Gerade Befragte ab dem Alter von 51 Jahren betonen die Bedeutung von Kindern, auch für zukünftige Generationen.

Ein Grund könnte sein, dass in dieser Altersgruppe eigene Kinder oft schon aus dem Haus sind, so dass berufstätige Mütter keine Doppelbelastung mehr tragen müssen. Sie können quasi ein Leben wie die Väter führen und sich hauptsächlich dem Beruf widmen. Jüngere Kohorten haben dagegen ganz andere Erfahrungen gemacht, gerade während der Pandemie. So raten insbesondere Frauen zwischen 23 und 50 dazu, den Kinderwunsch niedrig zu halten. Im Gezerre von Familie und Beruf, erscheint ihnen die Erwerbsarbeit das ruhigere Terrain – eines, das im Vergleich zum Privaten auch zunehmend deutlichere Regeln für die Gleichstellung bietet.

Die Erwartung der befragten Eltern und Kinderlosen, wie sich die Gesellschaft in Zukunft tatsächlich darstellen wird, hat sich im Vergleich zu 2015 kaum verändert. Ihr Wunsch für zukünftige Generationen nähert sich ihrer Erwartung eines gesellschaftlichen Wandels damit an. Vor allem für Eltern gilt heute, dass sie einen Wandel erwarten, der sich zwar in Richtung ihrer eigenen Wertvorstellungen entwickelt, aber viel massiver ausfällt, als von ihnen gewünscht.

Weitere Ergebnisse der Vermächtnisstudie im Überblick: https://www.zeit-verlagsgruppe.de/pressemitteilung/elternzeit-mental-load-quote-vermaechtnisstudie-deckt-heimliche-huerden-fuer-die-gleichstellung-in-der-arbeitswelt-auf/

Die Vermächtnisstudie ist ein gemeinsames Projekt der ZEIT, dem WZB und dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften. Die Ergebnisse der Vermächtnisstudie werden am 23. Mai auf ZEIT ONLINE und am 24. Mai in der ZEIT veröffentlicht. Hauptkooperationspartner der Vermächtnisstudie ist in diesem Jahr die Initiative Chef:innensache.

Johanna Schacht
Pressesprecherin