Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

3. Dezember 2023

Marion-Dönhoff-Preis verliehen / Preisträgerin Kaja Kallas: “no lifting of sanctions unless Russia has returned back to Russia and compensated for the damages done”

Die estnische Premierministerin Kaja Kallas wurde mit dem diesjährigen Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet. In ihrer Dankesrede bezog sie Stellung zu Russlands Krieg in der Ukraine. Sie forderte: „there should be no step back to business as usual, no lifting of sanctions unless Russia has returned back to Russia and compensated for the damages done“.

Russland solle für sein „Verbrechen der Aggression“ bestraft werden, wofür ein internationales Tribunal eingerichtet werden müsse: „We must set a focus on the Kremlin’s crime of aggression – it is a leadership crime, it is a crime against peace and a crime where all the other war crimes derive from. Without the leadership crime there wouldn’t be any war crimes either. It cannot go unpunished. The International Criminal Court does not have jurisdiction in that case now. That is why we need to establish an international tribunal for the crime of aggression – a tribunal that would have jurisdiction over those top leaders who have initiated the ‚Mother of All Crimes‘.  And such a tribunal should have the widest international legitimacy. The case is very clear, there is a criminal, there is a victim and there is a smoking gun. It is as black and white as it gets.“

Die Laudatio auf Kaja Kallas hielt Janusz Reiter, polnischer Botschafter a. D. und Mitglied der Marion-Dönhoff-Preis-Jury. Er würdigte Kallas als mutig, denn „sie propagiert kein Mitleid mit der Ukraine. Sie fordert Solidarität ein“. Reiter weiter: „Während Wladimir Putin sein globales Netzwerk nutzt, um die westlichen Gesellschaften zu spalten, zu verunsichern, führt die Ministerpräsidentin von Estland ihre Kampagne für den Mut zur Entschlossenheit. Gegen Selbstzweifel. Gegen Zaudern.“

Die Tekkal-Schwestern nahmen den Förderpreis im Namen von HÁWAR.help entgegen. Düzen Tekkal, Vorstandsvorsitzende von der Organisation, erinnerte in ihren Dankesworten an die Ereignisse des 7. Oktober in Israel. „Es ist beinahe auf den Tag genau zwei Monate her, dass eines der schlimmsten Massenverbrechen gegen Frauen stattgefunden hat, ohne dass ein globaler Aufschrei folgte. Die Verstümmelung, Vergewaltigung und Entführung israelischer Frauen und Kinder durch die Hamas.“ Diese Verbrechen würden von vielen, die sich politisch links und progressiv betrachten, kleingeredet, beschwiegen, gar geleugnet. „Wir stoßen an die Grenzen der Aufklärung, dort wo die Vernunft endet und das Absprechen des Existenzrechts, der blanke Hass auf Juden, Frauen, auf jüdische Frauen beginnen.“ Tekkal fragte: „Wo sind die Feministinnen, die sonst jede Diskriminierung von Frauen lauthals verurteilen? Wo sind die internationalen Frauenorganisationen?“ Sie sagte weiter: „Das Schweigen ist ohrenbetäubend.“

Die Laudatio auf HÁWAR.help e. V. hielt die Journalistin Natalie Amiri. Sie erklärte: „Es ist nicht selbstverständlich, dass man Haltung zeigt, leider. Die Schwestern Düzen, Tuna, Tezcan, Tuğba und Tülin Tekkal tun dies mit HÁWAR.help und zeigen damit, wie klare Haltung geht. Seit es HÁWAR.help gibt, ist Deutschland lauter geworden. Die Schwestern demonstrieren uns mit ihrem unumstößlichen Wertekompass, dass Schweigen keine Option ist.“

DIE ZEIT, die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und die Marion Dönhoff Stiftung verleihen den Preis für internationale Verständigung und Versöhnung zum 21. Mal. Die Verleihung fand am 3. Dezember im Deutschen Schauspielhaus Hamburg statt. Die estnische Premierministerin Kaja Kallas erhielt den Hauptpreis. Die Menschenrechtsorganisation HÁWAR.help e. V. wurde mit dem Förderpreis ausgezeichnet. Hauptpreis und Förderpreis sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert.

Der Jury des Marion-Dönhoff-Preises gehören Friedrich Dönhoff (Autor), Norbert Frei (Historiker), Astrid Frohloff (Journalistin), Maja Göpel (Politökonomin), Manfred Lahnstein (Kuratoriumsmitglied der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius), Matthias Naß (DIE ZEIT), Janusz Reiter (Polnischer Botschafter a. D.), Heinrich Wefing (DIE ZEIT) und Anne Will (Journalistin) an. Zahlreiche Leserinnen und Leser sind dem Aufruf der ZEIT gefolgt und haben verschiedene Personen und Organisationen vorgeschlagen, die sich im Sinne Marion Dönhoffs für internationale Verständigung und Versöhnung engagieren.

Judith Busch
Referentin Unternehmenskommunikation
Telefon: 040 / 3280 303