Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

8. November 2006

DIE ZEIT trauert um ihren Musikkritiker Heinz Josef Herbort

Herbort hat sich mit seiner Kapellmeisterausbildung im Rücken immer als ein Musikkritiker verstanden, der aus der Praxis kam.
 
1964 kam er zur ZEIT, blieb 33 Jahre alleiniger Redakteur für Musik und wurde eine zentrale Figur der Musikkritik in der Bundesrepublik – so verantwortungsvoll wie einflussreich, weil er stets das Inhaltliche gegen jeden Populismus verteidigte. Oberflächlicher Star-Glamour ließ ihn kalt, die Sphäre der Popmusik war nicht seine Welt, genauso wenig wie die Ironie und das spielerische anything goes der Postmoderne.
 
Sein Selbstverständnis als Musikkritiker beruhte auf profunder Kenntnis des Notentextes. An flüchtige Höreindrücke alleine mochte er seine Beurteilungen nicht knüpfen, er wollte es immer ganz genau wissen – und war deshalb ein versierter und furchtloser Kletterer im Hochgebirge der schwierigen Partituren. Nicht nur bei der Neuen Musik.
 
Seine Zeit im Ruhestand hat er mit dem Motto „Ich will leben!“ beschrieben. Dazu gehörten für ihn lange Spaziergänge am Mittelmeer („ein Bein im Wasser und ein Bein im Sand“) und Tanzkurse („Ein wahres Lebenselixier!“), aber auch die Fortsetzung seiner Lehrtätigkeit (seit 1978) als Professor für Musiktheaterregie in Hamburg.
 
DIE ZEIT trauert um ihren bedeutenden Kollegen.

Silvie Rundel
Leiterin Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen