Kunsthändler Dieter Brusberg: Wir haben schwere Fehler gemacht
„Der Kunstmarkt explodiert auf eine geradezu perverse Weise“, sagt der Berliner Kunsthändler, der mit Künstlern wie Horst Antes und Paul Wunderlich, den ehemaligen DDR-Malern Werner Tübke, Bernhard Heisig und Gerhard Altenbourg, dem Kolumbianer Fernando Botero oder dem Schotten Stephen Conroy seit Jahrzehnten in der zeitgenössischen Kunst den Ton angibt. Heute bestimmten drei oder vier Dutzend Künstler und eine Handvoll Sammler den internationalen Markt, klagt Brusberg, und das Ereignis einer Ausstellung oder einer großen Messe rangiere weit vor der Kunst: „Ein Bild? Guckt sich kaum noch jemand an.“
Brusberg selbst hat eifrig mitgeholfen, die Kunst in den misstrauischen und ängstlich-konservativen fünfziger und sechziger Jahren zum Ereignis zu machen. „Heute denke ich da eher an Goethes Zauberlehrling: Die ich rief, die Geister, wird’ ich nun nicht los…“ Vor allem im Geschäft mit Druckgrafik räumt der Kunsthändler ein, sich langfristig geirrt zu haben: „Es war ein Malheur. Aber wir haben daran geglaubt, ich auch. Die Kunst sollte für alle da sein. Warum also sollte man ein Blatt nicht in 500 Exemplaren drucken? Das Resultat? Der Markt für zeitgenössische Grafik war ruiniert für Jahre, und die Preisspirale drehte sich munter weiter. Kunst für alle? Offenbar ein Widerspruch in sich!“
Die März-Ausgabe von WELTKUNST mit dem kompletten Interview ist ab 1. März erhältlich. Außerdem im Heft: ein Bummel über die Tefaf in Maastricht, die international glanzvollste Messe für Kunst und Antiquitäten. Frankfurt zeigt die schönsten Stillleben. Hunde heben das Bein in der Kirche – die frechen Freiheiten der niederländischen Meister. Und: Porträts für Millionen – Pop Art auf dem Kunstmarkt.