Prof. Peter Bofinger: Unsere Warnungen wurden überhört
Notwendig wären vielmehr Maßnahmen zur Konsolidierung und zur Reduzierung der in der deutschen Autoindustrie vorhandenen Überkapazitäten. Psychologisch erziele die Abwrackprämie jedoch „Effekte, die so nicht erwartet wurden“, so die Energie-Expertin beim ZEIT FORUM WISSENSCHAFT in Berlin.
Gerade das Beispiel Abwrackprämie mache jedoch deutlich, wie entscheidend in Zeiten der massivsten Wirtschafts- und Finanzkrise seit 1929 die Einbeziehung der verschiedensten Wissenschaften bei der Beantwortung und Lösung von Problemstellungen in der Politik sei, unterstrich Prof. Dr. Peter Weingart, Sprecher der interdisziplinären AG „Wissenschaftliche Politikberatung in der Demokratie.
Prof. Dr. Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wünscht sich von der Politik gerade in Krisenzeiten mehr Offenheit gegenüber der Politikberatung. Er „wiederhole gebetsmühlenhaft“, dass sich Deutschland zu sehr auf seine Rolle als Exportnation fokussiere: „Wir vernachlässigen unsere Binnennachfrage. Wir können nicht wie bisher weitermachen.“ Doch die Warnungen der Ökonomen würden von der Politik allzu oft überhört, so der Experte.
Einig waren sich die Wissenschaftler, dass es für Politiker schwierig sei, aus der Vielzahl von Einschätzungen der unterschiedlichsten Beratungen verlässliche Handlungsempfehlungen für ihre Arbeit abzuleiten. Prof. Peter Strohschneider, Vorsitzender des Wissenschaftsrates betonte jedoch: „Wissenschaft und Politikberatung kann Politik nie davon entlasten, divergierende Entscheidungen zu treffen.“
Die Experten des 33. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT: „Wissenschaft, Macht, Politik – Wie systemrelevant sind Wissenschaftler für die Politik?“ diskutierten am Dienstag in Berlin über wissenschaftliche Politikberatung und deren Grenzen und Möglichkeiten von Handlungsempfehlungen für die Politik.
Das ZEIT FORUM WISSENSCHAFT ist eine Veranstaltung der Wochenzeitung DIE ZEIT in Kooperation mit der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, dem Deutschlandfunk sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.