Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

18. Mai 2016

Theologe Rolf Schieder: Wir sollten damit aufhören, Bürger auf ihre Religion zu reduzieren

Der Theologe Rolf Schieder, Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Humboldt Universität Berlin, spricht in der aktuellen Ausgabe von ZEIT GESCHICHTE über die Gefahr, „Bürger auf ihre Religion zu reduzieren“: „Nach den Anschlägen vom 11. September wurden die vier Millionen Türken, Marokkaner und Pakistaner, die in Deutschland leben, im öffentlichen Diskurs zu Muslimen. (…) Das hat zu neuen Ausgrenzungen geführt. Früher hieß es: ‚Ausländer raus‘, jetzt behauptet man: ‚Der Islam gehört nicht zu Deutschland‘.“ Schieder weiter: „Wer aus Angst beginnt, Muslime auszugrenzen, tappt in die Falle der Terroristen. Den Islam auszugrenzen heißt, der Radikalisierung Vorschub zu leisten.“

Religiöse Radikalisierung, sagt Schieder, gehe fast immer mit apokalyptischem Denken einher: „Fundamentalismus ist Arbeit an der Apokalypse“. Das gelte allerdings auch für viele Kritiker des Islams: „Die Islamkritiker sind im Grunde selbst Apokalyptiker und insofern fundamentalismusgefährdet.“

Über die Hilfsbereitschaft vieler Menschen den Flüchtlingen gegenüber sagt der Autor des Buches „Sind Religionen gefährlich?“: „Diese Menschen haben sich nicht von Angst und Apokalyptik in ihrer Handlungsfähigkeit einschränken lassen. (…) Einer Politik der Angst setzen sie eine Politik der Zuversicht entgegen.“

Die neue Ausgabe des Magazins ZEIT GESCHICHTE erscheint mit dem Titelthema „Heilige Kriege. Gewalt im Namen Gottes: Vom Mittelalter bis zum Terror des IS“ und ist ab sofort im Handel erhältlich.

Sandra Gebhard
Referentin