Navid Kermani in seiner Rede zum Marion Dönhoff Preis: „Auch nach Trump kann Amerika wieder die Hoffnung einer gerechteren Welt sein“
Auch nach der US-Wahl glaubt Navid Kermani an die Selbstheilungskräfte Amerikas: „Auf Bush folgte der erste farbige Präsident der westlichen Hemisphäre, und auch nach Trump kann Amerika wieder die Hoffnung einer gerechteren Welt sein.“ In seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Dönhoff Preises appellierte Navid Kermani an die liberalen Kräfte: „Wenn etwas aus den Wahlen in Amerika für Europa zu lernen ist, dann dies: Nur die Aussicht auf Veränderung erzeugt Begeisterung, niemals der Status quo, so kommod er auch sein mag.“
Gleichzeitig kritisierte er den fehlenden Enthusiasmus der liberalen Kräfte – sei es David Cameron, Hillary Clinton oder Angela Merkel: „Wie kann eine Kanzlerin von Europa überzeugen, die selbst über viele Jahre das europäische Projekt auf den ökonomischen Mehrwert reduziert, die europäischen Institutionen bewusst schwachgehalten und in ihrer Rhetorik bis weit über den Beginn der Finanzkrise hinaus stets die Nation starkgeredet hat.“
Kermani betonte die wichtige Rolle Europas in der gesellschaftlich angespannten Lage: „Europa ist und bleibt die positive Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung, der Einwanderung, des religiösen und nationalen Extremismus.“ Es sei möglich, die Menschen für die Politik zu begeistern, „wenn sie eine Alternative sehen. Und es ist unser eigenes Versagen, das Versagen der liberalen Öffentlichkeit, wenn die Alternativen derzeit, ob links oder rechts, nur national gedacht werden.“
In diesem Jahr vergaben die Wochenzeitung DIE ZEIT, die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und die Marion Dönhoff Stiftung den Preis zum 14. Mal. Die Verleihung fand am 4. Dezember 2016 im Hamburger Schauspielhaus statt.
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