Philosophie-Professor Michael Pauen: Die Angst vor dem autonomen Roboter ist übertrieben
Auf dem 65. ZEIT Forum Wissenschaft sprachen sich Experten für einen differenzierteren Umgang mit den Themen Algorithmen, Autonome Intelligenz, Privatsphäre und Datenschutz aus. „Gut oder schlecht sind nicht die Algorithmen, sondern die Leute, die dahinter stehen, die versuchen, mit Algorithmen ihre ökonomische und politische Macht zu vergrößern“, betonte Michael Pauen vom philosophischen Institut der Humboldt Universität zu Berlin. Grundsätzlich halte er die Angst vor dem autonomen Roboter für übertrieben: Die Forschung sei noch „unglaublich weit davon entfernt, das menschliche Gehirn in einem Computer nachbauen zu können“. Dies sei „reine Science Fiction“.
Verena V. Hafner, Professorin für Adaptive Systeme am Institut für Informatik an der Humboldt-Universität zu Berlin, ergänzte: „Intelligenz ist nichts, das einfach so einprogrammiert werden kann. Es ist viel zu komplex.“ Und weiter: „Das Problem ist natürlich, wenn die Algorithmen selbstständig Entscheidungen treffen können und nicht nur Informationen geben, aufgrund deren wir dann Entscheidungen treffen können.“ In diesen Fällen würde es sich aber eher um gesellschaftliche als um technische Herausforderungen handeln.
Matthias Spielkamp, Mitgründer der Advocacy-Plattform AlgorithmWatch bekräftigte: Wachsam müsse man dann sein, wenn automatisierte Systeme plötzlich „über ganz grundlegende Dinge entscheiden: Über Freiheit und Würde unter Umständen.“ In diesen Fällen käme Spannung auf, „sodass wir da auf jeden Fall mehr drüber wissen wollen, als über den Empfehlungsalgorithmus bei Amazon“.
Die Angst, autonome Roboter könnten den Menschen in Zukunft ersetzen, hält der Mathematiker Martin Grötschel, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, für unbegründet: „Ich zweifle stark daran, dass Roboter die Relativitätstheorie entdecken würden.“