Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

6. Dezember 2007

Arbeitsmarktforscherin Schreyer: „Ingenieurinnen mit schlechteren Berufschancen als Ingenieure“

 „Bei den Maschinenbauingenieurinnen lag die Arbeitslosenquote im Dezember 2006 zum Beispiel bei gut zehn Prozent. Damals beklagten Betriebe und Verbände schon den angeblichen Ingenieurmangel.“ Bei den männlichen Maschinenbauern hingegen „lag sie bei vier Prozent“.
 
Die Arbeitsmarktforscherin beklagt vor allem, dass die Berufs- und Unternehmenskultur „bei den Ingenieuren in Deutschland nach wie vor männerdominiert“ sei: „Dass Weiblichkeit mit mangelnder Technikkompetenz gleichzusetzen sei, das steckt auch heute noch in den Köpfen vieler Chefs“, so Schreyer.
 
Für ihre Doktorarbeit untersuchte sie die Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit von Frauen mit Studienabschluss in „Männerfächern“ und kam zu dem Ergebnis, dass Ingenieurinnen deutlich seltener Karriere machen als ihre männlichen Kollegen und auch häufiger arbeitslos sind.
 
Die Forscherin findet es falsch, wenn Studentinnen mit falschen Versprechungen für ein technisches Studium begeistert werden sollen: „Ich möchte, dass mehr Frauen Ingenieurinnen werden. Aber ich möchte das nicht erreichen, indem ich ihnen vorgaukele, es warte das Paradies mit rosa Wölkchen aus sie, wie es derzeit leider oft geschieht“. Schreyer weiter: „Laut meiner Studie haben Frauen aus den männerdominierten Ingenieur- und Naturwissenschaften im Vergleich zu den Absolventinnen anderer Fächer sogar ein höheres Risiko, arbeitslos zu werden. Ich war selbst überrascht, aber die Zahlen zeigen das eindeutig“.
 
Trotz dieser Ergebnisse möchte Schreyer junge Frauen ermutigen, gegen Klischees anzukämpfen und technische Berufe anzustreben: „Auch wenn es nur graduelle Verbesserungen sind – in Zeiten von Arbeitskräftemangel haben Frauen bessere Chancen, in Männerdomänen einzudringen und dort Veränderungen zu bewirken. Das ist aber kein Automatismus. Die Frauen werden weiter kämpfen müssen.“
 
Gerne schicken wir Ihnen auf Anfrage das kompletten Interview zu.

Sandra Gebhard
Referentin