Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

25. Juni 2013

Armutsforscher Ernst-Ulrich Huster: Letzter Armutsbericht einfach nur peinlich

Der Armutsforscher Ernst-Ulrich Huster spricht in der aktuellen Ausgabe von ZEIT CAMPUS über die Schönfärberei der Armutssituation in Deutschland durch die Bundesregierung. Er sagte: „Die Bearbeitungen des letzten Armutsberichtes waren einfach nur peinlich“. An einigen Stellen habe er eindeutige Glättungen gegenüber der Realität entdeckt. „Man wollte wohl den Eindruck abmildern, dass es in Deutschland ein Gerechtigkeitsproblem gibt. Also wurden ein paar negative Sätze gestrichen.“

In der Politik arbeite man häufig mit Tricks, um ein Problem abzuschwächen, so Huster. Im neuesten Bericht sei beispielsweise der Untersuchungszeitraum bei der Beobachtung von Einkommensentwicklungen verändert worden, um den Eindruck zu erwecken, die Einkommen von Armen und Reichen hätten sich einander angeglichen. Natürlich könne man dann sagen: „Sieh mal da, unsere großartige Politik hat das erreicht.“ Er schmunzle über solche Tricksereien. Armut sei ein Problem, „das doch jeder sieht, (…) das hindert uns doch nicht daran, zu sagen, wie es ist!“

Laut Huster ist es für Wissenschaftler brisant, Auftragsforschung für Politiker zu betreiben. Sie hätten keinerlei Einfluss auf den tatsächlichen Bericht. „Für Wissenschaftler gibt es da viele Fallstricke. Man muss sich gegenüber bestimmten Interessen sehr kritisch verhalten“, so Huster. Er selber sei dennoch überzeugt davon: „(…) ich möchte meine Forschungen nicht nur in Fachzeitschriften veröffentlichen. Ich möchte politisch etwas mitgestalten.“

Ernst-Ulrich Huster, 67, ist Politikwissenschaftler. Er lehrt an der Universität Gießen und ist Professor an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum. Er hat mit seiner Forschungsarbeit zu mehreren Armutsberichten beigetragen, am aktuellen Armutsbericht der Bundesregierung war er nicht beteiligt.

Die aktuelle Ausgabe ZEIT CAMPUS inklusive Extraheft „Berufseinstieg für Wirtschaftswissenschaftler“ ist ab sofort erhältlich.

Auf Anfrage senden wir Ihnen den vollständigen Artikel gerne zu.

Lina Wünsche
Leiterin Hochschulveranstaltungen - in Elternzeit -
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