Burgtheater-Regisseurin Andrea Breth: Wir sind nicht mehr das Land der Dichter und Denker
„So wie derzeit bei den Theatern eingespart wird, bedeutet das, dass viele große literarische Werke auf der Bühne gar nicht mehr machbar sein werden“, sagt die 52-Jährige der ZEIT. „Entweder werden die Theater selbst verschwinden, oder es wird die Ensembles nicht mehr geben, die nötig sind, um solche Werke zu spielen.“
Allerdings zweifelt Breth, die 2006 am Wiener Burgtheater den „Wallenstein“ inszenieren wird, auch an der Fähigkeit des Publikums, sich mit Schiller überhaupt noch auseinanderzusetzen. „Angesichts der zunehmenden Trivialisierung der Gesellschaft fragt man sich ohnehin, ob man Schiller noch machen kann, ob den noch jemand wirklich versteht … Es gibt eine zunehmende gesellschaftliche Entleerung …. Wenn man nicht mehr weiß, wofür man existiert, wenn man abstreitet, dass wir etwas zu vererben haben, wird es eng … Wir können heute nicht mehr sagen, wir sind das Land der Dichter und Denker.“
Auch mit den jungen Theaterautoren und -regisseuren geht Andrea Breth hart ins Gericht: „Das heutige Theater ist ein Supernaschmarkt ohne irgendeine Zielsetzung … Da herrscht so eine wahnsinnige Angst, unterzugehen. Die jungen Theaterregisseure werden von den Medien gepeitscht, sie werden von seltsamen, kapitalistisch veranlagten Intendanten gepeitscht, aufzufallen, unverwechselbar zu sein … Ich bin der Meinung, dass der Regisseur ein Handwerker ist, kein Primärkünstler.“