Der Jahres-LUCHS 2018 geht an Jason Reynolds und Anja Hansen-Schmidt für das Jugendbuch „Ghost. Jede Menge Leben“
Der LUCHS Kinder- und Jugendbuchpreis 2018, der einmal jährlich von der ZEIT und Radio Bremen verliehen wird, geht an den Autor Jason Reynolds und die Übersetzerin Anja Hansen-Schmidt für das Jugendbuch „Ghost. Jede Menge Leben“, erschienen bei dtv, Reihe Hanser, und empfohlen für Jugendliche ab zwölf Jahren. Am Mittwoch, den 20. März, wird der mit 8.000 Euro dotierte Preis am Vorabend der Leipziger Buchmesse um 18.00 Uhr im Ring-Café in Leipzig verliehen.
In „Ghost. Jede Menge Leben“ erzählt Reynolds die Geschichte von Castel Cranshaw, der sich selber „Ghost“ nennt, seit sein eigener Vater auf ihn geschossen und er gelernt hat zu rennen, so schnell ihn seine Füße tragen. Als der Siebtklässler eine Laufmannschaft beim Training beobachtet, fühlt er sich von einem „aufgedonnerten“ Typen mit „fancy Klamotten“ provoziert. Ghost besitzt nicht einmal Sportkleidung. Diesem Typen will er zeigen, was es heißt, schnell zu rennen. Dass Ghost daraufhin ins Laufteam aufgenommen wird, ist die Chance seines Lebens. Denn hier lernt er nicht weiter nur für sich, sondern auch für andere zu laufen. Sein Trainer weiß: Einer, der aus einem Armenviertel kommt, kann es sich nicht leisten nur für sich zu rennen.
Die LUCHS-Jury urteilt: „‚Ghost‘ ist im besten Sinne ein Lehrstück über die Kraft der Solidarität; erzählt mitten aus dem afroamerikanischen Alltag heraus. Es ist kein Buch, das große Reflexionen anstellt über Hautfarbe und Identität; es erhebt keine Anklage, stellt nicht weiße Täter schwarzen Opfern gegenüber. Das heißt: doch. Es handelt auch von alldem, aber kaum jemals explizit. Auf vielfältige Weise glänzt Jason Reynolds’ Roman: mit seiner sympathischen und glaubwürdigen Hauptfigur, die trotz traumatischer Gewalterfahrungen an das Gute glauben darf; mit einer bunten Schar liebevoll gezeichneter Nebenfiguren; mit vielen genauen Beobachtungen und unspektakulär-bedeutsamen Alltagsszenen, die sich beim Lesen zu einer ganzen Welt zusammenfügen. Was den 34-jährigen Jason Reynolds aber am meisten auszeichnet, ist seine Sprache, für die man nur schwer passende deutsche Begriffe findet. Seine Prosa ist von einem assoziativen, melodischen flow, was mit Rhythmus oder Fluss nur unzureichend wiedergegeben wäre. Dass es Anja Hansen-Schmidt gelungen ist, diesen Ton ohne forcierte Slang-Anleihen in einem lässigen Deutsch zum Klingen zu bringen, zeugt von großer Übersetzerkunst. ‚Ghost‘ ist ein atemloser Roman, der nur so swingt und groovt – und vor Wärme vibriert.“
Jason Reynolds, Jahrgang 1983, studierte Literaturwissenschaften an der University of Maryland. Inspiriert durch Rap-Musik begann Reynolds bereits im Alter von neun Jahren Gedichte zu schreiben und veröffentlichen, bevor er 2014 seinen ersten Roman herausbrachte. Seine Bücher wurden bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt war Jason Reynolds mit seinem Roman „Ghost. Jede Menge Leben“ unter den National Book Award Finalists. Der Autor lebt in Washington D.C. In den USA gehört er zu den neuen Stars in der Jugendbuchszene.
Anja Hansen-Schmidt, Jahrgang 1970, studierte Anglistik, Amerikanistik und Politik in Tübingen und St. Paul, Minnesota. Seit 1999 lebt und arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin in Tübingen. Sie hat sich vorwiegend auf die Übersetzung von Kinder- und Jugendbücher spezialisiert.
Der LUCHS-Preis für Kinder- und Jugendliteratur wird jeden Monat von der ZEIT und Radio Bremen vergeben. Aus den zwölf Monatssiegern wird der Jahres-LUCHS gewählt. Die Jury bilden Brigitte Jakobeit, Übersetzerin, Maria Linsmann, Kunsthistorikerin, und Anja Robert, Redakteurin bei Radio Bremen. Den Vorsitz hat Katrin Hörnlein, die bei der ZEIT das Ressort Junge Leser und die Kinder- und Jugendliteratur verantwortet.
Radio Bremen stellt den Gewinner des Jahres-LUCHS 2018 Jason Reynolds und sein Buch „Ghost. Jede Menge Leben“ auf Bremen Zwei, Bremen NEXT, Cosmo und unter www.radiobremen.de/luchs vor.