Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

2. April 2008

Ernährungsexperte: Zu strenge Diätregeln machen dick

Eine Weile lang könne man Regeln wie „nie wieder Süßes!“ durchhalten, aber auf Dauer gingen starre Vorsätze und Verbote meist nach hinten los. „Früher oder später kommt irgendeine Störung von außen, und dann bricht das ganze System zusammen“, so der Leiter des Institut für Ernährungspsychologie am Universitätsklinikum Göttingen. Auch der Reiz des Verbotenen spiele eine Rolle: „Es gibt wahrscheinlich keine bessere Werbung für ein Lebensmittel, als es auf den Index zu setzen“, meint der Ernährungsexperte.
 
Wird man einmal schwach, fühlt man sich entweder ständig schuldig oder verliert komplett die Kontrolle. Bei vielen Betroffenen komme es nach einem Regelbruch zu regelrechten Fressattacken. „Für die Betroffenen sind sie eine Katastrophe. Sie können sich ihr vermeintliches Versagen nicht verzeihen“, sagt Ellrott, „und bestrafen sich mit noch härteren Regeln.“ Manche begännen auch damit, sich nach solchen Heißhungerattacken den Finger in den Hals zu stecken, um alles wieder zu erbrechen. Dann sei es nur noch ein kleiner Schritt zu einer Essstörung.
 
Ellrott rät zu einer Strategie der „flexiblen Kontrolle“ – keine generellen Verbote, sondern sinnvolle Limits: „Es ist überhaupt nicht nötig, bei jeder Mahlzeit den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu folgen. Wichtig ist die Gesamtauswahl der Lebensmittel.“

Kay Stelter
Senior Projektmanager