Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

27. November 2015

Fotograf Tobias Zielony: „Flüchtlinge werden oft automatisch in eine Opferrolle gesteckt“

Der Fotograf Tobias Zielony kritisiert im Interview mit ZEIT CAMPUS die vorschnelle Stigmatisierung von Flüchtlingen: „Ich habe mit afrikanischen Aktivistinnen und Aktivisten gearbeitet. Flüchtlinge werden oft automatisch in eine Opferrolle gesteckt. Aber in meiner Arbeit geht es um Menschen, die ihr Schicksal in die Hand nehmen.“ Weiter fügt der 42-Jährige hinzu: „Ich finde: Die Flüchtlinge sind die am politischsten organisierten und aktivsten Menschen, die ich bis jetzt fotografiert habe.“

Seine Arbeit mit Flüchtlingen, insbesondere für die diesjährige Biennale, empfindet der Fotograf dabei von beiden Seiten als gleichberechtigt: „Die Leute wissen um die Macht der Medien und setzen sie bewusst für ihren politischen Kampf ein. Und sie wählen genau aus, mit wem sie zusammenarbeiten.“ Andere Erfahrungen habe er dagegen mit deutschen Studierenden gemacht: „Ich unterrichte oft Studenten und merke immer, dass diese Idee von Politik – da gibt es eine Regierung und einen Staat, und wir sind gegen den Staat – heute nicht mehr so eindeutig ist.“ Auch die traditionell linke studentische Protestbewegung gebe es heute nicht mehr: „Bei mir basierte der Protest noch auf einer Tradition der radikalen Linken. Heute ist die Frage eher, wie engagiere ich mich und wo?“, so Zielony.

Tobias Zielony studierte an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft und wurde durch Fotografien chancenloser Jugendlicher in europäischen Städten bekannt. In diesem Jahr bespielte er den deutschen Pavillon der 56. Biennale in Venedig.

Die kommende Ausgabe ZEIT CAMPUS inklusive Beileger ZEIT CAMPUS Berufsbilder für Wirtschaftswissenschaftler erscheint mit dem Titel „Such mich, Chef!“ und ist ab 1. Dezember 2015 im Handel erhältlich.

Gerne senden wir Ihnen auf Anfrage das komplette Interview zu.

Lina Wünsche
Leiterin Hochschulveranstaltungen - in Elternzeit -
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