Fraunhofer-Präsident Bullinger in ZEIT CAMPUS: Kein Dampfkesselwesen studieren
„Zurzeit fehlen 15 000 Ingenieure in Deutschland, vor allem im Maschinen- und Automobilbau sowie in der Chemieindustrie, der Produktentwicklung und der Konstruktion.“ Dieser Trend werde anhalten. Studienanfänger sollten sich aber auf Fachrichtungen mit Zukunft spezialisieren: „Ich würde heute kein Dampfkesselwesen studieren oder eine andere Technologie, die ausläuft. Derartige Fächer findet man hin und wieder als Relikt an Universitäten.“ Er sehe dagegen „gute Chancen in der Elektronik und Mechatronik, der digitalen Produktion, im Life-Science-Sektor und in der Bio- und Nanotechnologie.“
Schnell und effektiv zu studieren sieht Bullinger als wichtigste Voraussetzung für einen direkten Berufseinstieg. Eine Doktorarbeit sei nur wichtig, wenn man in die Forschung wolle: „Eine theoretische Arbeit ist vertane Zeit, wenn man in die Wirtschaft will.“
Masterstudiengänge hält Hans-Jörg Bullinger für sinnvoller als Diplomstudien: „Wir kommen am Master nicht vorbei, weil wir dafür sorgen müssen, dass unsere Studenten in Europa leichter ihren Studienort wechseln können. Zum Beispiel je einen Teil des Studiums in Madrid , in London und in München verbringen. Das ist mit dem Diplom nur sehr schwer möglich.“ Ein Auslandsstudium sei jedoch nicht immer ratsam: „Gute Noten zählen weniger, wenn man lange studiert hat. Besser ist es, mit dem ersten Job noch mal ins Ausland zu gehen“.
ZEIT CAMPUS ist das neue Studentenmagazin der ZEIT, das am 18. Oktober zum ersten Mal erscheint. Es enthält einen 11seitigen Schwerpunkt zu Ingenieurswissenschaften. Die erste Ausgabe des Magazins bietet außerdem einen großen Serviceteil zu Wettbewerben und Stipendien sowie Reportagen, eine Bildstrecke und einen umfangreichen Kulturteil. Sie stellt Unis und Studentenführer vor, lässt den Soziologen Lord Ralf Dahrendorf sowie den Sänger Thees Uhlmann zu Wort kommen und Professoren sowie Studenten aus ihrem Alltag erzählen.