Henriette Reker: Willkommenskultur in Köln ist nicht verloren gegangen
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln, zog bei einer Veranstaltung des ZEITmagazins ein halbes Jahr nach den Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof ein Resümee zur Stimmung in der Stadt: „Die Silvesternacht hat am Ende in der Debatte zu einer größeren Offenheit geführt“, sagte sie am Donnerstagabend im Gloria-Theater und fügte hinzu: „Sie hat aber nicht dazu geführt, dass unsere Willkommenskultur, auf die wir wirklich stolz sind, verloren gegangen ist.“ Über 40 Willkommensinitiativen würden sich in der Stadt engagieren: „Köln ist mehr als der Hauptbahnhof an Silvester.“
Sie bereue heute, dass sie ihr Mitgefühl den betroffenen Frauen unmittelbar nach den Vorfällen nicht deutlich genug ausgedrückt habe: „Ich war in einer Situation, da habe ich die Gefühle vom Bauch in den Kopf geholt und hatte keine Zeit, mich hinzusetzen und mich wirklich dem Mitgefühl zu überlassen.“
Frauenrechtlerin und Feministin Seyran Ateş zeigte sich von den Vorfällen der Kölner Silvesternacht „nicht überrascht“. In Gruppensituationen würden die Männer eine größere Macht verspüren: „In dieser Nacht ist es nicht nur durch Drogen und Alkohol zu Übergriffen gekommen – damit begnüge ich mich nicht.“ Die Ereignisse hätten zur Folge, dass Frauen durch sexualisierte Gewalt von der Straße gedrängt würden.
Es diskutierten Seyran Ateş, Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin, Mohamed Amjahid, Politischer Reporter beim ZEITmagazin, Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln, und Werner Schiffauer, Kulturanthropologe und Migrationsexperte, Europa-Universität Viadrina in Frankfurt. Moderiert wurde die ZEITmagazin-Veranstaltung von Martin Zillinger, Ethnologe und Nordafrika-Experte, Universität zu Köln.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kompetenzfeld IV „Kulturen und Gesellschaften im Wandel“, dem Global South Studies Center und der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne der Universität zu Köln.
Bildmaterial der Veranstaltung senden wir Ihnen auf Anfrage gerne zu.