Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

4. Januar 2005

Jeffrey Sachs: Reiche Länder lösen ihre Versprechen nicht ein

Die armen Völker seien „verwundbarer als die reichen“, sagt er der ZEIT. Die von der Flutwelle betroffenen Länder „waren nicht halb so gut vorbereitet, wie sie hätten sein können“.

Sachs erklärt, die Staaten der Region müssten Vorsorge gegen Naturkatastrophen tragen und die eigene Entwicklung vorantreiben. Doch diese „Verantwortung muss geteilt werden“, sagt der Chef des Earth Institute an der New Yorker Columbia-Universität. Allein könnten die Entwicklungsländer das Notwendige weder leisten noch bezahlen. „Es geht nicht ohne dauerhafte Partnerschaft zwischen Arm und Reich“, fügt er hinzu.

Sachs erinnert Deutschland genauso wie Japan und die USA an ihr Versprechen gegenüber den Vereinten Nationen, die Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufzustocken. „Bisher ist nichts dergleichen getan worden“, so Sachs. „Statt Entwicklung zu finanzieren, bevor die Desaster kommen, antworten die reichen Länder kurzfristig mit enormer humanitärer Hilfe – dann verschwindet das Thema wieder von der Agenda.“

Am 17. Januar wird Sachs UN-Generalsekretär Kofi Annan den Zwischenbericht über das Erreichen der sogenannten Millenium-Ziele überreichen. Seine Botschaft: Ökonomische Entwicklung reduziert die Verwundbarkeit. In Bangladesh würden Abermillionen Menschen durch belastetes Wasser vergiftet, „doch die Entwicklungspolitik geht nicht darauf ein, weil das Hunderte von Millionen Euro kosten würde“.

Silvie Rundel
Leiterin Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen