Joe Kaeser: „Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis von Europa“
Siemens-Chef Joe Kaeser hat bei der ZEIT KONFERENZ „Der Auftrag“ in Berlin die Bedeutung eines starken Europas betont. Was sich in den USA entwickle, müsse auch „Wegkreuz sein für ein modernes Europa“, das eine gemeinsame Außenwirtschaftsposition und eine gemeinsame Sicherheitspolitik brauche. Man müsse dafür nicht den Föderalismus aufgeben. „Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis von Europa, wenn es darum geht, mit den Stärksten der Welt mitzuhalten“, also China und den USA. Man benötige allerdings auch einen Plan B, „für den Fall, dass das alles zu lange dauert“, so Kaeser weiter. „Unternehmen und unsere Gesellschaft haben mehr zu verlieren, als einen Traum von Europa“.
Der Siemens-Chef äußerte sich auch zu der Entscheidung, die Werke in Görlitz, Leipzig und Erfurt doch nicht zu schließen, wie ursprünglich geplant. „Wir haben gelernt, dass wir als Sozialpartner noch einen verdammt weiten Weg vor uns haben, die Dinge gemeinsam zu bewerkstelligen, die uns in Deutschland in den nächsten zehn Jahren ereilen“, sagte Kaeser. Große Krawalle und großer Aufruhr mit dem Ziel, Druck in der Öffentlichkeit zu erzeugen, beeindruckten ihn nicht, weil das „die Realitäten nicht verändert“. Aber: Man müsse besser verstehen und besser vorher miteinander als übereinander sprechen, da habe man auch Fehler gemacht. Siemens werde „diese 3000 bis 4000 Jobs dennoch verlieren“, das sei dem Strukturwandel geschuldet. Ziel sei es nun aber, die 3000 so zu requalifizieren, dass sie tauglich sind für die rund 20 000 Jobs, die neu geschaffen werden.