Kunsthistoriker vergleicht Merkel-Selfie mit Kniefall von Brandt
Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich spricht in der aktuellen Ausgabe ZEIT CAMPUS über das Selfie von dem Flüchtling Anas Modamani mit Bundeskanzlerin Angela Merkel: „In nicht zu ferner Zukunft wird man das Merkel-Foto bestimmt auf einer Ebene sehen mit den Bildern von Willi Brandts Kniefall in Warschau. Auch der war zu seiner Zeit sehr umstritten. Es war eine überraschende, starke, unerwartete Geste, die sich eingeprägt hat. Das gilt für dieses Merkel-Bild auch.“
Der Wissenschaftler bezeichnet das Bild als „Symbol für die Willkommenskultur“ und damit wurde es gleichzeitig auch „Hassbild für die, die anderer Meinung sind“. Im Allgemeinen sei ein Selfie aber für den Moment geschaffen: „Niemand denkt daran, ob es in zehn oder zwanzig Jahren noch von Interesse sein könnte“, so Ullrich.
Snapchat entlaste die Nutzer durch immer neue Filter, die Selfies optimieren, und sei daher so erfolgreich: „Man hat (…) nicht täglich fünf neue Ideen, deshalb ist man froh, dass es regelmäßig neue Filter gibt und man sich nichts Eigenes ausdenken muss“, so Ullrich.
Wolfgang Ullrich war nach Stationen in München und Hamburg zuletzt Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Bekannt geworden ist er durch seine Bücher über Konsumkultur („Habenwollen“, S. Fischer Verlag, 2007) und über den aktuellen Kunstmarkt („Siegerkunst“, Wagenbach Verlag, 2016).
Die aktuelle Ausgabe ZEIT CAMPUS inklusive Extraheft „Besser verhandeln“ und einem Beileger für Absolventen der MINT-Fächer erscheint mit dem Titel „Arbeit nervt!“ und ist ab sofort im Handel erhältlich.
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