Lord Ralf Dahrendorf rät in ZEIT CAMPUS zur Unvernunft: “Zu strenger Berufs- und Lebensbegriff in Deutschland“
In Deutschland herrsche „ein viel zu starrer Berufs- und damit auch Lebensbegriff“ vor, sagt der Soziologe in dem neuen Studentenmagazin ZEIT CAMPUS. „Jeder ist unglücklich, solange er nicht auf einer festen Karrierestufe steht.“
Studenten müssten lernen, zu Praktika oder Jobangeboten auch mal nein zu sagen: „Sie müssen nicht alles, was links und rechts des Weges kommt, mitnehmen (…) Die entscheidende Frage ist: Wie will ich sein? Nicht: Was will ich sein?“ Das „Hauptmerkmal der Vernunft“ sei es, „dass man nicht mit 22 darauf schielt, möglichst schnell viel Geld zu verdienen, sondern weiter als die nächsten zwei oder drei Jahre denkt. Etwas, das von außen für die nächsten Jahre als vernünftig angesehen wird, ist auf lange Sicht vielleicht unvernünftig.“
Die Diskussion über die „Generation Praktikum“ in Deutschland könne er nicht verstehen: „What’s so terrible about it?“ Die Situation sei doch „kein großes Drama. Es gibt in verschiedenen Ländern unterschiedliche Ansichten dazu. Gute Flexibilität bedeutet, dass man nicht die ganze Zeit nach dem einen beamtenartigen Beruf sucht, sondern wach ist für Möglichkeiten, die einem Spaß machen.“ Dabei solle man sich unbedingt von seiner eigenen Intuition leiten lassen: „Es gibt eben zwei Typen von Menschen: die, die dem guten oder schlechten Rat anderer folgen, und die, die ihren eigenen Weg gehen.“
ZEIT CAMPUS ist das neue Studentenmagazin der ZEIT, das am 18. Oktober zum ersten Mal erscheint. Die erste Ausgabe bietet neben einem großen Serviceteil zu Wettbewerben und Stipendien auch Reportagen, eine Bildstrecke und einen umfangreichen Kulturteil.