Politikwissenschaftler Jan-Werner Müller: „Populismus ist eine permanente Gefahr in der Demokratie“
Jan-Werner Müller, Politikwissenschaftler und Demokratieforscher, sieht keine einfache Lösung gegen Populismus: „Populismus ist keine Krankheit, sondern eine permanente Gefahr in der Demokratie“, so Müller in der aktuellen Ausgabe von ZEIT WISSEN. „Wir werden ihn nie auf magische Weise loswerden. Aber er hat weniger mit individuellen Gefühlen zu tun als mit einem nicht funktionierenden Parteiensystem. Insofern ist Populismus ein Symptom für ernste Probleme einer Demokratie.“
Zu der Bedeutung von Volksbefragungen für die Demokratie sagt Müller: „Es ist eine Illusion, zu meinen, mit Volksbefragungen könne man zumindest zeitweise völlig aus der Logik der repräsentativen Demokratie aussteigen. Denn wer stellt die Frage, über die abgestimmt wird? Wer organisiert die Kampagnen? Das sind doch im Zweifelsfalle wieder Repräsentanten. ‚Das Volk‘ als autonomen politischen Akteur – das gibt es gar nicht.“ Der Politikwissenschaftler betont, dass die repräsentative Demokratie nur eine Version von Demokratie sei: „Demokratie ist ein offener Prozess. Wir haben mit unserem nach dem Zweiten Weltkrieg zurechtgebauten Modell wohl kaum die letzte Antwort für alle Zeiten gefunden.“
Der Politikwissenschaftler Jan-Werner Müller forscht an der Universität Princeton vor allem zur Demokratie. In diesem Sommer arbeitet er in Wien am Institut für die Wissenschaften vom Menschen. Vor Kurzem erschien sein Essay „Was ist Populismus?“.
Die aktuelle Ausgabe von ZEIT WISSEN erscheint mit dem Titelthema „Nein! Das befreiende Wort“ und ist ab sofort im Handel erhältlich.
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