Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

10. Oktober 2013

Richard Sennett über Politiker: „Vergesst die!“

Der US-amerikanische Kultursoziologe Richard Sennett rechnet im Gespräch mit ZEIT WISSEN mit der politischen Elite ab und macht sie für Fehlentwicklung in der Städteplanung verantwortlich: „Ich kann Politiker als Klasse nicht leiden. Sie sind die letzte Gruppe, auf die wir uns konzentrieren sollten, wenn wir unsere Städte richtig hinbekommen wollen.“ Kompromissbereit, aber geleitet von den eigenen Interessen, sei von ihnen auf dem Weg zur Stadt als Begegnungs- und Lebensort keine Hilfe zu erwarten: „Ich sage meinen Studenten: Erkundet, was nötig ist, aber denkt nicht darüber nach, ob Politiker das umsetzen können. Vergesst die“, so Sennett.

Daher fordert Sennet, dass Städte von unten her wachsen müssten, um nachhaltig ein intaktes Umfeld für Menschen zu bleiben. Dem gegenüber stellt Sennet die Städteplanung von oben, die vor allem Gentrifizierung und die Isolierung von Wohn- und Arbeitsorten fördert: „Städte sind heute stark von Dienstleistungen geprägt, und das macht sie sehr anfällig.“ Anstatt des verarbeitenden Gewerbes stehe die Büroindustrie im Vordergrund, wodurch eine Monokultur entstehe und die Verletzbarkeit von Vierteln steige. Diese Entwicklung beobachtet er auch in Deutschland. „Deshalb glauben ich und andere Stadtforscher, dass wir wieder Orte für Handwerk und verarbeitendes Gewerbe zurückgewinnen und schützen müssen und so die Stadt wieder besser ausbalancieren.“

Die aktuelle Ausgabe von ZEIT WISSEN erscheint mit dem Titel „Wie viel Geheimnis braucht der Mensch?“.

Gerne senden wir Ihnen auf Anfrage das komplette Interview zu. Die aktuelle Ausgabe Nr. 6/2013 ist ab dem 8. Oktober 2013 im Handel erhältlich.

 
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