Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

7. Oktober 2019

Strafverteidiger Mathias Grasel über Beate Zschäpe: „Wenn sie in Freiheit wäre, würde ich auch ein Bier mit ihr trinken gehen, kein Thema“

Der NSU-Prozess war der größte Prozess der jüngeren deutschen Geschichte, vor knapp einem Jahr fiel das Urteil. Rechtsanwalt Mathias Grasel, 35, hat die Angeklagte Beate Zschäpe vertreten. In der aktuellen Ausgabe des Studierendenmagazin ZEIT CAMPUS spricht er über sein Mandat als Pflichtverteidiger: „So ein Verfahren bekommt man nur einmal im Leben. Ich wollte mich der Herausforderung stellen“, sagt Grasel. Für ihn sei es nicht relevant gewesen, dass es im Prozess um brutale, rechtsextreme Taten ging: „Ich verteidige den Täter, nicht die Tat“, sagt Grasel. Jeder Mensch habe das Recht auf Verteidigung. Er erklärt: „Ich hatte vorher wenig gelesen von all den ,Dönermord‘-Schlagzeilen, ich konnte unvoreingenommen den Menschen Beate Zschäpe kennenlernen.“

93-mal habe Grasel seine Mandantin in der Münchner Justizvollzugsanstalt besucht, rund 300 Stunden dort mit ihr verbracht. Dabei meint er, „nie eine rechte Gesinnung“ festgestellt zu haben. Vielmehr habe Zschäpe die „rechte Gesinnung“ schon vor Jahren abgelegt, so Grasel, wann genau, könne er nicht sagen. Auf diese Argumentation stützte sich seine Verteidigung, er vertritt sie noch immer. „Wir haben uns gut verstanden und tun das bis heute. Wenn sie in Freiheit wäre, würde ich auch ein Bier mit ihr trinken gehen, kein Thema“, sagt Grasel. Er will eine Revision, sobald das schriftliche Urteil vorliegt. Dafür ist bis April 2020 Zeit.

Warum machen Sie das? ZEIT CAMPUS fragt im aktuellen Heft drei deutsche Strafverteidiger nach ihren Beweggründen mutmaßliche Terroristen, Vergewaltiger oder Mörder zu verteidigen.

Den kompletten Text dieser Meldung senden wir Ihnen für Zitierungen gerne zu. Die aktuelle ZEIT CAMPUS mit dem Titel „Wie werden wir erwachsen“ erscheint am 08. Oktober im Handel. Weitere Informationen unter: www.zeitcampus.de