US-Hochschulexperte Casper kritisiert zu geringe Forschungsförderung an deutschen Universitäten
Der langjährige Präsident der amerikanischen Eliteuniversität Stanford schreibt in der ZEIT, außer-universitäre Forschungseinrichtungen wie die Max-Planck- oder Fraunhoferinstitute würden mit 3,8 Milliarden Euro im Jahr von Bund und Ländern unterstützt. Die an den Universitäten aktive Deutsche Forschungsgemeinschaft hingegen erhalte nur ein Drittel dieser Summe.
Casper warnt ausdrücklich davor, zu viel Hoffnung auf die Unterstützung der Wissenschaft durch die Wirtschaft zu setzen. „Forschung, vor allem Grundlagenforschung, ist ein öffentliches Gut“, sagt Casper, „das die Wirtschaft angesichts ihrer Profitorientierung, nur in beschränktem Maße finanzieren wird und kann.“ Selbst der Drittmittel-Forschungsetat der Universität Stanford werde nur zu vier Prozent aus Beiträgen der Wirtschaft gespeist. Stanford sei durch den erfolgreichen Wettbewerb seiner Forscher um Bundesmittel zur Spitzenuniversität aufgestiegen.
Das deutsche Modell, Universitäten wie Behörden zu führen, so Casper, müsse abgelöst werden von autonomen Universitäten. Sie brauchen starke Leitungen. „Mit Demokratie hat die Universität nichts zu tun“, so Casper, „sie hat viel zu tun mit Konsultation und Teamwork.“ Die Legitimität der Hochschulen begründe sich ausschließlich auf der Qualität der Forschung und der Lehre. Dem müssten die Leitungsstrukturen dienen.
Der 1937 in Hamburg geborene Gerhard Casper war von 1992 bis 2000 Präsident der Stanford-Universität. Seit 2001 lehrt der Verfassungsjurist Jura in Stanford.