Pressemitteilung der
ZEIT Verlagsgruppe

11. April 2005

ZEIT Forum der Wissenschaft: „Neue Lehrer braucht das Land“

„Wir brauchen den professionelleren Lehrer und nicht den Fachwissenschaftler“; kritisierte der SPD-Politiker Jürgen Zöllner, Wissenschaftsminister in Rheinland-Pfalz, die Ausrichtung der universitären Ausbildung auf die Unterrichtsfächer. „Wir brauchen verbindliche Vorgaben und einen Praxisbezug,“ so Zöllner weiter, „und wir brauchen einen verpflichtenden, relevanten Anteil an Erziehungswissenschaft, wenn man zum Lehrer ausgebildet wird, statt 90 oder 95 Prozent Fachwissenschaft.“

Positiv hervorgehoben wurde das Modell der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden. In der PISA-Studie schnitt die Schule hervorragend ab und besticht durch zahllose innerschulische Reformen. Die Schule ist jedoch deutschlandweit eine Ausnahme. Enja Riegel, ehemalige Direktorin der Schule, sieht einen Teil des Problems bei den Schulleitern. „Das Prinzip funktioniert an den meisten Schulen nicht. Wenn da ein Schulleiter ist, der sein Handwerk nicht versteht, der Bürokrat ist, der ängstlich ist und alles abblockt, dann funktioniert gar nichts. Darum müssen wir auch bei den Schulleitern was ganz Grundsätzliches ändern“, so Enja Riegel.

Neue Ausbildungswege, wie die Studienabschlüsse Bachelor und Master, bieten Möglichkeiten einer praxisrelevanten Lehrerausbildung. Die bereits im Schuldienst arbeitenden Lehrer werden von diesen Maßnahmen allerdings nicht mehr erreicht. Modelle über die Einbindung aller Lehrer gibt es viele, die Umsetzung ist das Problem. „Wir müssen endlich etwas tun, und nicht nur über Modelle reden“, fasst Jürgen Zöllner die Diskussion zusammen.

In den vielen konkurrierenden Modellen, die die Bundesländer zur Reform der Lehrerausbildung vorlegen, sieht Zöllner kein Argument gegen die föderale Organisation der Bildung. Aber er stellte auch klare Forderungen an seine Kollegen: „Wenn wir nicht in der Lage sind, die gegenseitige Anerkennung der Abschlüsse und die Durchlässigkeit in der Lehrerausbildung sicher zu stellen, dann haben wir es nicht verdient, dass wir dafür zuständig sind.“

Programmhinweis:

Mittwoch, 13. April 2005, ab 10.00 Uhr: PHOENIX, “Vor Ort”
Mittwoch, 13. April 2005, 19.15 Uhr: DLF, Zusammenfassung auf UKW

Ebba Schröder
'- in Elternzeit - Referentin Gesamtkoordination Pressearbeit