ZEIT-Korrespondent Georg Blume wieder frei
„Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin wieder frei“, sagte Blume am Freitagmorgen um 9.15 Uhr deutscher Zeit, als ihn die ZEIT-Redaktion auf dem Handy erreichte.
Blume war am Donnerstag in die Provinz Henan gereist, um eine Geschichte zum Thema Umweltverschmutzung zu recherchieren. Besonders betroffen ist das Dorf Huangmengying, das an einem Kanal liegt, dessen Wasser durch eine 20 Kilometer entfernte Fabrik zur Herstellung von Geschmacksverstärkern schwer verseucht ist. In diesem Dorf mit 2400 Einwohnern sind bereits 120 Menschen an Krebs gestorben. Die meisten Krebskranken leiden an Darm- und Speiseröhrenkrebs.
Während Blume am Donnerstag unbehelligt mit Dorfbewohnern und auch mit Umweltschützern Gespräche führen konnte, wurde er am Freitagmorgen, nachdem er sein Hotel verlassen hatte, von der Polizei beschattet. Daraufhin führte er keine weiteren Interviews mehr. Bei der Fahrt auf die Autobahn warteten dann an der Zahlstelle für die Autobahngebühren zwei Wagen der Zivilpolizei auf ihn, stoppten seinen Wagen und brachten ihn zunächst auf eine Polizeiwache, dann in ein Hotel der Kreishauptstadt Shenqiu.
In dem Hotel wurde Blume fünf Stunden lang festgehalten und immer wieder verhört. Ein Beamter vom Amt für Auswärtige Angelegenheiten der Provinz Henan, der zu den Polizisten stieß, bemühte sich um Vermittlung. Blume musste eine Erklärung unterschreiben, dass er ohne Genehmigung der Behörden die Provinz Henan besucht habe. Sein Computer wurde untersucht, wurde ihm aber nicht abgenommen.
Am frühen Freitagnachmittag Pekinger Zeit befand sich Blume auf der Autobahn Richtung Provinzhauptstadt, von wo aus er nach Peking zurückfliegen wollte. Die deutsche Botschaft war rechtzeitig von der Festnahme unterrichtet worden, brauchte aber nicht einzugreifen. http://www.zeit.de/online/2005/50/korrespondent_china