ZEITmagazin erscheint ohne Titelseite
Das ZEITmagazin erscheint in dieser Woche ohne Titelseite. Anders gesagt: Das aktuelle Doppelcover wurde von dem deutsch-britischen Künstler Tino Sehgal gestaltet. Das Besondere an Sehgals Kunst ist, dass sie nur im Moment existiert, nicht in materieller Form. Er inszeniert in seinen Ausstellungen Begegnungen von Fremden, er schafft Situationen – Objekte entstehen dabei nicht.
Als Chefredakteur Christoph Amend Sehgal bat, ein Doppelcover des ZEITmagazins zu gestalten, hatte dieser eine Idee. Amend erzählt: „In Sehgals Arbeiten geht es darum, die bürgerlichen Schutzmäntel beiseitezuräumen und Menschen dazu zu bringen, gleich über wesentliche Fragen des Lebens miteinander ins Gespräch zu kommen. Er schlug vor, das Cover, also die Schutzhülle des ZEITmagazins, wegzulassen.“
Außerdem bat Sehgal den Chefredakteur, auf der ersten Seite des Heftes in einem persönlich gehaltenen Text folgende Frage zu beantworten: „Wann hattest du ein Gefühl der Ankunft?“. Christoph Amend versprach, es zu versuchen, und es folgte ein Prozess über mehrere Wochen, in dem der Künstler den Text des Chefredakteurs immer wieder redigierte, bis er zufrieden war.
„So hat Sehgal mit dieser Arbeit wieder eine Situation geschaffen“, resümiert Amend. „Die Schutzhülle fehlt und löst eine Reaktion aus. Und erstmals gibt es nun ein Objekt in seinem Werk. (…) Oder auch nicht – je nach Betrachtungsweise.“
Tino Sehgal zählt zu den führenden europäischen Gegenwartskünstlern. Er hatte Ausstellungen im New Yorker Guggenheim Museum, in der Londoner Tate Gallery of Modern Art und im Berliner Martin-Gropius-Bau. 2013 wurde er auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichet.
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